Zwei Jahre Zwangspause! Endlich war es wieder an der Zeit für die geliebten Berge. Die alten junggebliebenen SVI-ler knüpften die Wanderstiefel und motteten Ihre Rucksäcke aus!
Hauptziel der diesjährigen Bergtour war die Weidener Hütte oder auch Nafinghütte auf 1799m in den Tuxer Alpen. Leider konnten nicht alle angemeldeten Kameraden aufgrund einiger medizinischer Wehwehchen mitgenommen werden. Immerhin verblieben am Ende trotz der Anfangsverluste noch stolze 15 Bergrecken um Führer Eberhard übrig, welche mit drei Fahrzeugen frühmorgens am Samstag aufbrachen.
Die Anreise erfolgte über die A8 und A99 vorbei an der Münchner Allianzarena und dann über den schönen Achensee ins Inntal. Vorbei an Schwaz zweigten wir nach Süden nach Weerberg ab, wo wir unser Ziel in Innerst erreichten.
An dieser Stelle gilt es gewohntermaßen ein ausdrückliches Dankeschön an unsere Fahrer Raphael, Andreas und Dieter auszusprechen. Hin- und zurück wurden wir erneut sensationell transportiert. Ein Teil der Mitfahrer kennt nun zumindest einen der wohl besten Metzger in Stuttgart auf Plieninger Gemarkung.
Angekommen in Innerst bei bestem Bergwetter parkten wir vor dem gleichnamigen Gasthof. Nach dem obligatorischen Startfoto konnten wir den Gastwirt Hubert gleich überzeugen, dass er am Montag trotz Ruhetag seine Pforten extra für uns öffnet. Sicherlich würden wir mit ordentlich Hunger und Durst wieder vom Berge kommen. Los gings nun auf einer Seehöhe von 1283m in Richtung Weidener Hütte.
Der Weg führte, unterbrochen mit einigen kleinen von Helmuts Lieblingsabkürzungen, im Wesentlichen auf Forstwegen durch den Wald bis zur Hütte, die praktisch am Übergang der Baumgrenze angelegt war. Wegen umfassender Bauarbeiten für ein Wasserkraftwerk prägten Baumaschinen und aufgematschte Wege die Route, was den Naturgenuss nicht immer in den Vordergrund stellte.
Dennoch genossen wir den Aufstieg und das schöne Wetter und näherten uns nach rund zwei Stunden schon der Hütte. Kurz vor dieser wurden wir dann von anderen Wanderern angesprochen, ob wir reserviert hätten, weil wir sonst nichts zu Essen bekommen würden. Natürlich hatten wir reserviert, aber ein seltsamer Beigeschmack ging hier schon durch unsere Reihen.
Was nun folgte, war der typische grün-weiße Hüttenmittag und -abend zunächst auf der Sonnenterasse und später im Gastraum der Alpenvereinshütte. Allerdings ohne die gewohnt zünftige Begrüßung durch die Hüttenwirtsleute, die sich schon früh als nicht geeignet für Ihre Tätigkeit erwiesen. Immerhin wurden wir von einem ehemaligen Kölner Tanzmariechen von der Narrenzunft Vogelscheuchen Köln-Kalk 1872 e.V. in den kommenden Tagen bestens versorgt. Leider gab es neben dem am ersten Abend katastrophalen Essen, was auf einen fehlenden Koch geschoben wurde, immer wieder ungewohnte Beschwerdepunkte, weshalb das Kölscher Knuffelchen unserem Kameraden Jürgen auch prompt den Beinamen Motsi verpasste.
Am nächsten Morgen sah das Wetter leider ganz anders aus. Regen, Wolken und Nebel bestimmten das Bild vor unseren Augen. Dennoch starteten alle Mann zusammen in Richtung des Tagesziels, dem Rastkogel auf 2762 m. Wie abgemacht spaltete sich die Truppe in die Gipfeltruppe und die gemächlicher voranschreitende Genießertruppe, welche als Tagesziel die unbewirtschaftete Nafingalm und deren Umgebung zur seelischen Ergötzung ausgegeben hatte.
Aus dem anfänglich vorherrschenden leichten Nieselregen wurde nach rund 300 Höhenmetern ein starker und stärkerer Dauerregen, der dann auch den Wagemutigsten der Sturmtruppe den Gipfelsieg vergällte und man schlussendlich wieder kehrt machte, um etwas unterhalb an der Nafingalm zumindest unter zu stehen.
Dort traf man dann, beim weiterhin anhaltenden stärkeren Regen und spürbarer Kühle, auf den Rest der Truppe, welche zwischenzeitlich ebenfalls besagte Alm erreicht hatte und dort genüsslich ein Handvesper einnahm. Unter dem Spott der Kameraden wegen des erfolgten Tourabbruchs musste das Gipfelteam seinen Tag nun komplett umstrukturieren. Ein Teil entschied sich, auch getriebenen durch drückendste Bedürfnisse zu toilettären Einrichtungen, spontan für einen ausgedehnten Wellnesstag auf der Weidener Hütte, wozu dann relativ kurzfristig auch die gesamte Genießertruppe nachrückte.
So frönte man in ausgelassener Runde den ganzen Tag über den kulinarischen und destillierten Genüssen der Hütte. Immerhin hatte die Sektion Weiden per Notstandsverordnung einen Koch einfliegen lassen, so dass ab jetzt auch sehr lecker gegessen werden konnte.
Zur gelungenen Verwunderung aller Anwesenden erschien dann auch noch der schwerst vermisste Bergtorpedo Dietmar auf der Hütte. Er war nach Blitzgenesung allein nachgereist und per Turboknopf mit dem E-Bike auf die Weidener Hütte gedonnert. Wollte er zunächst selbst die ganze Einheit überraschen, wurde er so schon selbst von einem Teil der Besatzung überrascht. Die Eingliederung in den fortgeschrittenen Tagesablauf sollte ihm allerdings gar nicht so schwer fallen.
Den alpinistischen Höhepunkt des Tages vollbrachten dann noch die Kameraden Markus und Jochen, die nach leichter Wetterbesserung am Nachmittag nur mit Handy und Weizenbier bewaffnet, einen Gipfelsieg in Badelatschen vollbrachten. Immerhin war man als Einzige die gut vierzig Wegemeter zum Hüttenkreuz aufgestiegen. Berauscht von diesem markanten Alleinstellungsmerkmal erklangen die Schlachtengesänge „Gipfelsieger, hey, hey, hey“ bis tief in die Nacht hinein.
Der andere Teil der Gipfeltruppe hatte sich, unter der sich als falsch herausstellenden Annahme, dass es wohl nichts zum Mittagessen geben würde, dazu entschieden, zum Gasthof Innerst abzusteigen, um zumindest etwas Leckeres in den Bauch zu bekommen.
Was diese dort von Hubert serviert bekamen, konnte bis heute nicht geklärt werden. Das Essen soll jedoch ebenfalls sehr gut gewesen und den Ab- und Aufstieg wert gewesen sein. Auf dem Rückweg verlor sich die Rumpftruppe jedenfalls auf einen völlig falschen Berg auf der anderen Talseite ins nächste Seitental, wo sie planlos verirrt und körperlich ausgezehrt von einem örtlichen Jägersmann aufgefunden und in dessen abgelegener Jagdhütte äußerlich und innerlich aufgewärmt werden mussten.
Der hilfsbereite Weidmann packte dann auch die ganze verlorene Legion in seinen PKW und brachte die sechs Kameraden nach gut 45 Minuten Fahrzeit unversehrt zu unserem Stützpunkt zurück. Immerhin war man auf der Weidener Hütte schon in Sorge gewesen. So konnte die Alarmierung der Bergwacht gerade noch unterbleiben.
Der größte Schock für die Abtrünnigen kam aber erst vor Ort. Zwischenzeitlich war tatsächlich das wohlschmeckende bajuwarische Weißbier ausgegangen. Später sollte unter anderem auch noch der Rotwein ausgehen, was die Fehlkalkulation der Wirtsleute schonungslos aufdeckte.
Am Montag früh dann verabschiedeten wir uns von unserem fürsorglichen Tanzmariechen, während die Hüttenwirte es noch nicht einmal nötig hatten, das Bett zu verlassen. Zwischenzeitlich sucht die Sektion Weiden auch neue Hüttenpächter – wen wundert´s?
Bei nun wieder bestem Bergwetter konnte anstatt des kurzen Hüttenabstiegs – wegen angekündigter Sprengungen bei der Baustelle war dieser ohnehin gesperrt - immerhin noch eine längere und wunderschöne mehrstündige Tour über den Bettlersteig angepackt werden. Auf der anderen Talseite sah man ab und an während der Genusswanderung den weit umgeleiteten aber dafür tapferen eBikerFighter Dietmar, wie er sich zu Tal kämpfte.
Zunächst ging es auf diesem wunderschönen Höhenweg lange Zeit rauf und runter bis zur unfassbar tatsächlich und überhaupt gar nicht bewirtschafteten Unteren Nurpensalm auf 1795 m.
Wegen mangelnder Beschilderung folgte nun ein erlebnisreiches Querfeldeinintermezzo, ehe wir oberhalb der auch nicht bewirtschafteten Stallenalm auf 1617 m wieder auf den Weg kamen. Von hier ging es dann auf dem Forstweg hinunter zum Gasthof Innerst zum Zielpunkt. Einige Fußkranke durften unter Mithilfe von Gastwirt Hubert und Vorausjogger Raphael diesen Weg schon fahrend zurücklegen.
Und wie schon am Samstag versprochen, hatte Hubert seinen Ruhetag verschoben und zauberte uns ein wohlverdientes Mittagessen. Zur überschwänglichen Freude gab es nun auch wieder das lange vermisste Weizenbier.
Noch vor der abschließenden Heimfahrt waren sich alle teilnehmenden Bergkameraden – Andreas, Dieter, Dietmar, Eberhard, Frank, Harald, Helmut, Jochen, Jürgen, Markus, Markus, Michael, Peter, Raphael, Stefan und Wolfgang - einig, dass auch dieses tolle Erlebnis eindeutig nach Wiederholung verlangt.
Bis zum nächsten Jahr!
Ein augenzwinkerndes Gipfelsieger, hey, hey, hey!