In diesem Jahr hat es die Iptinger Bergziegen ins Verwall verschlagen. Pünktlich um 05:30 Uhr frühmorgens am Freitag trafen sich diesmal vierzehn Bergkameraden zur Abfahrt auf dem Iptinger Kelterplatz. Immerhin konnte sogar ein Neuzugang als Alpinauszubildender hinzugewonnen werden.
Vorab gilt es einen besonderen Dank an unsere Fahrer Andreas, Helmut, Jochen und Jürgen auszusprechen. Hin- und zurück wurden wir perfekt chauffiert. Und Jochen bekommt wegen seiner äußerst effizient vorausfahrenden Kollegen sogar das goldene Lenkrad der Firma Haushahn für den niedrigsten Spritverbrauch zugesprochen.
(beim Fidelisbäck)
Vorbei an Stuttgart und Ulm ging es diesmal in Richtung Bodensee. Punktgenau zur Ladenöffnung waren wir beim
eingeplanten Zwischenstopp beim Fidelisbäck in Wangen im Allgäu. Zum Glück hatte Helmut das Bedienerhandbuch seines Porsche Panamera nicht gelesen, sonst wären wir sogar zu früh dort gewesen. Nach einer prachtvollen Portion Leberkäs und einem isotonischen bajuwarischen Kaltgetränk ging es dann auch wieder weiter über Bregenz ins Klostertal am Arlberg.
(am Parkplatz in Stuben)
Tourenstart war in Stuben (1407m) direkt am Beginn des Arlbergpasses. Bei vor allem für diese Höhe drückend heißen Temperaturen watschelten wir los in Richtung unseres ersten Zwischenziels, dem Stubner See auf rund 1650m. Dabei ging es völlig ungewohnt auch durch ein sehr großes Feld mit tausenden grünen und einem andersfarbigen Farn. Leider eignete sich der Stubner See ob seiner Stechfliegen nicht als Rastplatz. Nachdem dann etwas später die letzten Latschenkieferwälder durchschritten waren und wir uns oberhalb der Baumgrenze befanden, erkannte man auch bereits die Hüttenfahne der Kaltenberghütte (2089m), unseres Tagesziels. Dietmar, seines Zeichens Kapitän des Teams Wellnessgruppe, der bis dato immer im Windschatten am Ende des Pelotons mit geschwommen war, ließ es sich nicht nehmen und marschierte als Erster bei der bereits fröhlich winkenden Nachwuchshüttenwirtin Tamara ein.
(Aufstieg durchs Farnfeld)
(Hüttenankunft)
Diese erkannte unser Potential sofort und quartierte uns, letztlich zu unserem Vorteil, gleich im Nebengebäude im Winterraum ein. Beim einen oder anderen kühlen Franziskaner waren die Aufstiegsstrapazen mit knapp 700 Höhenmetern schnell vergessen und die an diesem Abend nicht ausgebuchte Hütte war bald in grün-weißer Hand. Dem absolut leckeren und reichhaltigen Abendessen mit Champignoncremesuppe, Putengeschnetzeltem mit Hörnle und einem kleinen Stück Kuchen folgte ein toller Hüttenabend. Das Team um die bereits erwähnte Tamara, ihre schnapsdrollige kroatische Azubine Branka und Hüttenmaskottchen Günther Grasmann hatte alle Hände voll zu tun und hätte bereits an diesem Abend die Flüge nach Maui buchen können.
Obwohl unser Lager inmitten zahlreicher Sägewerke eingebettet war, hatten wir eine erholsame Nachtruhe und trafen uns am nächsten Morgen schon vor 7 Uhr zum für Berghütten nahezu überdimensionalen Frühstücksbuffet. Danach teilte sich die Gruppe in die schon traditionellen Gipfelstürmer, Genusswanderer und die Wellnessabteilung.
Der A-Kader marschierte noch vor 8 Uhr los in Richtung Kaltenberg (2896m). Die mit gut sieben Stunden veranschlagte Tour führte zunächst ohne Höhengewinn auf dem Reutlinger Weg in den Im Krachel genannten Talschluss. Dort erwarteten uns auch die Big Four des Klostertals, nämlich Gemse, Schneehuhn, Murmeltier und Alpensalamander. Von dort ging es steil bergauf über Blockwerk, Geröll und noch recht große Schneefelder zum Sattelübergang ins Maroital auf 2.650m.
(kurz vor der Krachelscharte)
Von hier oben war eindrucksvoll festzustellen, dass dem Kaltenberg entgegen anderslautender Tourenberichte ohne Steigeisen, Eispickel und einer Extradoppelportion Zusatzkondition nicht beizukommen war. Der von nun an A-wie-Abrecher-Kader genannte Trupp schwenkte daher auf die nicht mehr weit entfernte Krachelspitze (2685m) um. Danach ging es für Eberhard, Andreas, Jochen, Peter, Thomas und Markus wieder sehr gemütlich zurück zur Kaltenberghütte, wo man gegen 13 Uhr ankam.
(Gipfelkreuz Krachelspitze 2685m)
Der B-Kader in Erwähnung einer recht entspannten und ziemlich kurzen Tour märschelte erst um 9.30 Uhr los. Doch bereits nach wenigen Metern am Badesee der Kaltenberghütte geriet die Unternehmung in ernste Schwierigkeiten. Wegen einer Yogagruppe um den See musste der Geräuschpegel bei null Dezibel gehalten werden. Dies war unter hörbar lautem Schnaufen gar nicht so einfach. Dann ging es endlich weiter auf die Rundtour über die Maroiköpfe. Über den Alpenkopf (2311m), die Maroischarte (2456m), die Maroiköpfe (2522m) und das obere Maroijoch (2380m) ginge es zurück zur Kaltenberghütte. Aus einer für ca. 2 Stunden geplanten Tour wurden dadurch starke vier Stunden. Die mit so niedrigen Ansprüchen an sich selbst gestartete Truppe wuchs himmelhoch über sich hinaus und vollbrachte nahezu Übermenschliches. Noch Tage und Wochen geisterte diese einmalige alpine Leistung durch die Köpfe von Volker, Martin, Helmut, Harald, Jürgen und unseres Bergauszubildenden Markus. Leider fiel der Eintrag ins goldene Buch von Stuben am kommenden Tag wegen eines anderen noch denkwürdigeren Ereignisses ins Wasser.
(Helden der Berge)
Die Wellnessabteilung um Dietmar und Wolfgang stresste sich überhaupt nicht, unternahm aber in Badelatschen die gut zweiminütige Wanderung zum bereits erwähnten Badesee. Zu diesem Zeitpunkt war die Yogastunde jedoch bereits vorbei.
(Wellnesser)
Ab Mittag wiedervereinigt, ähnelte der zweite Nachmittag doch stark dem ersten. Franziskaner legte an diesem Nachmittag eine Zusatzschicht ein und wir genossen ein weiteres tolles Abendessen mit Knoblauchcremesuppe, Kassler mit Kartoffelknödel und Specksauerkraut und erneut einem kleinen Stück Kuchen. Bergführer Eberhard erlitt angesichts der heimischen Destillate ein Kopfschüttelschleudertrauma und unsere Truppe feierte nach eingesetzter Nachtruhe im Winterraum noch etwas nach.
(vor unserem Winterraum auf der Kaltenberghütte)
Am nächsten Morgen dann der absolute Schock. Hüttenwirtin Tamara vermisste Ihr I-Phone und machte während des Frühstücks alle Gäste verrückt und schlussendlich die Iptinger Hanggäng für den Verlust verantwortlich. Natürlich hatte von uns niemand etwas damit zu tun und wir tippelten bei nun einsetzendem Nieselregen auf dem Paul-Bantlin-Weg und entlang der Albona-Bahn-Skiabfahrt zu Tale zu den Fahrzeugen nach Stuben. Unten angekommen erwarteten uns drei Polizeifahrzeuge mit den zugehörigen Beamten. Aufgrund einer unverschämten Täterbeschreibung musste Ziegenbartträger M. seinen Rucksack entleeren und
die Hosen runterlassen. Das I-Phone blieb weiterhin verschollen und wir hatten Einiges zu verdauen. Zuvor hatten die Schutzmänner bereits die Blaskapelle und das Empfangskomitee zu Ehren unseres B-Kaders nach Hause geschickt ;-).
(Beim Abstieg nach Stuben)
Auf der Heimfahrt über die Schwäbische Alb kehrten wir noch in der Klosterbraugaststätte in Zwiefalten ein, ehe es dann vollends in Richtung Heimat ging. Trotz und gerade wegen einiger Unwägbarkeiten waren alle Mann total begeistert und freuen sich bereits aufs nächste Jahr. Ein absoluter Pflichttermin für alle Iptinger AH-ler!
Zum Abschluss noch ein spezieller Dank an Organisator Andi und unseren Führer Eberhard.
MM