Pünktlich um 06:00 Uhr frühmorgens am Freitag trafen sich sechzehn wackere Recken zur Abfahrt auf dem Iptinger Kelterplatz. Selbst unser Wanderneuzugang Uwe hatte es geschafft, seinen Rucksack mit perfekt gewaschener, gestärkter und zusammengelegter Ersatzkleidung zum vereinbarten Treffpunkt zu bestücken. Leider hatte er ob seiner glattgebügelten Unterwäsche seine Teleskopstecken zu Hause vergessen. Dementsprechend musste sein Fahrer Martin gleich zu Beginn noch eine Zusatzstrecke ausfahren.
Gleich an dieser Stelle einen besonderen Dank für die Fahrbereitschaft und die Zurverfügungstellung der Logistik an unsere Bergkameraden Martin, Peter, Ralf und Thomas. Lediglich der Fahrertausch auf der Rückfahrt von Ralf auf Raphael ging etwas ruckeligzuckelig, wie man in Würzburg sagt, von statten.
Es ging wieder über Ulm, Kempten, mit Rast am Allgäuer Tor und Reutte ins wunderschöne Lechtal. Als Tourenstart war Elbigenalp vorgesehen. Bei tollem Bergwetter marschierten wir dort am Parkplatz Geierwally (1059m) los. Der lange und mit 1072 Höhenmetern nicht zu verachtende Anstieg ging zunächst über teilweise steile Forstwege bis zur Jausenstation Kasermandl (1410m). Die im April 2016 neu eröffnete Berggaststätte konnte natürlich nicht links liegen gelassen werden. Der eine oder andere Dietmar liebäugelte hier bereits mit einem Nächtigungslager und dem vorgezogenen Ende der Anstrengungen.
(Parkplatz Geierwally)
Nach einem erfrischenden Radler und einem Schnapsgruß für den nächsten Hüttenwirt im Gepäck, ging es dann auch rasch tatsächlich für alle weiter. Der Forstweg endete endlich an der Talstation der Materialseilbahn der Hermann-von-Barth-Hütte. Hier begann dann der typische schmale Serpentinenbergpfad. Nun ging es entlang des Balschtebaches unterhalb der Söllner Rotwand, ehe der Weg nach einem schönen Wasserfall nach Westen hinauf abbog. Nach schier endlosen Serpentinen erreichten wir perfekt zum Mittagskaffee unser Tagesziel, die Hermann-von-Barth-Hütte (2131m). Dies ist die zentrale Hütte in der Hornbachkette in den Allgäuer Alpen.
(Hermann-von-Barth-Hütte)
Nachdem selbstredend das Lager „Enzian“ bezogen und die neue Hanggängkluft angelegt war, begann dann der angenehme Teil des Tages. Zunächst mussten ein paar Holländer leiden, weil sie zwar nicht bei der EM dabei, aber dafür ausgerechnet auf unserer Hütte anwesend waren. Dann zeigte uns Führer Eberhard gekonnt, wie man vor einem Gartenzaun bremst und wie man einen normalen Stuhl in einen Rollstuhl verwandelt. Immerhin hinterließen wir so nicht nur bei Hüttenwirt Harald Wolf einen bleibenden Eindruck. Dieser trug aber auch seinen Teil zur Stimmung mit seiner Quetschkommode bei und so ging mit der Hüttenruhe auch schon der erste Tag zu Ende. Unerwartet stellte sich am nächsten Morgen heraus, dass wir tatsächlich sogenannte Schnarcher unter uns hatten.
Am Samstag trennten sich nach dem Frühstück unsere Wege. Während sich Dietmar, Wolfgang, Peter und Ralf aus unterschiedlichen Gründen für einen Wellnesstag auf der Hütte entschieden, märschelte der Rest pünktlich um 8 Uhr los zum Großen Krottenkopf (2656m), dem höchsten Gipfel der Allgäuer Alpen. Zunächst ging es auf gut hundert Höhenmetern hinauf zu einer Scharte auf 2229m, ehe ein kurz seilversichertes Stück hinab ins Birgerkar folgte. Hier zeigte sich dann auch erstmals an den zahlreich zu querenden Schneefeldern, dass sich der Winter hier noch keinesfalls verabschiedet hatte. Nach der Querung des Birgerkars verabschiedeten sich dafür mit Harald und Martin zwei weitere Kameraden zurück zur Hütte.
Von hier ging es hinauf zur Schafscharte (2320m), von wo man erstmals den Tagesgipfel im Blick hatte. Nach dem Abstieg von der Schafscharte folgte die Querung des Hermannskares vorbei am noch völlig zugefrorenen Hermannskarsee (2216m). Ab hier begann auch bereits wieder der Aufstieg zur Krottenkopfscharte (2350m). Hier legten Uwe und Martin eine Pause ein, so dass es für die verbliebenen acht Höhenmeterfresser hinauf zum Gipfel ging. Im steilen Geröll ging es zunächst vorbei am Kleinen Krottenkopf (2577m), ehe dann große Schneefelder und Blockwerk auf dem Weg zum Kreuz überwunden werden mussten. Der Verfasser dieses Berichtes freut sich heute noch, dass er nicht in einer Schneebrettsteinspalte verharren musste. Die letzten Meter wurden teilweise auf allen Vieren gemeistert.
(Großer Krottenkopf – 2656m)
Nach einem kurzen Vesper, Gruppenbild und Gipfelschnaps bei leider null Sicht ging es wieder zurück zur Scharte, wo ja noch zwei Kameraden warteten und der beschwerliche Rückweg bevorstand. Vor allem Jochens Unterhose konnte diesen Strapazen von insgesamt siebeneinhalb Stunden und jeweils knapp tausend Höhenmeter Auf- und Abstieg nicht standhalten. War man morgens noch bei strahlender Sonne gestartet, verschlechterte sich das Wetter nun zunehmend und ab dem Birgerkar brauchten wir sogar die Regenjacken. Letztendlich waren wir aber zurück auf der Hütte, ehe das große Schütten begann.
Dieser Abend stand natürlich voll und ganz im Zeichen des Viertelfinales zwischen Deutschland und Italien, welches mangels Fernseher und Internetempfang natürlich nicht zu sehen war. Lediglich ein kleines rauschendes Radio bot Informationen im Eingangs- und Toilettenbereich. Dennoch stand die komplette Hanggäng um Punkt 21 Uhr stramm und schmetterte inbrünstig die deutsche Nationalhymne, unterstützt von einigen anderen Gästen, durch die Hütte. Hüttenwirt Harald packte wieder sein Schifferklavier aus, so dass auch dieser Abend ein voller Erfolg wurde. Das Elfmeterdrama nach der Verlängerung muss in der Hütte jeder mitbekommen haben, vor allem nachdem Nachbar Jerome getroffen und Lord Voldemort (der, der nicht genannt werden darf) lediglich den Pfosten anvisiert hatte. Nach dem Sieg gab es passenderweise noch einen Ramazzotti als Betthupferl, ehe Dietmar Astor das Lager noch für gefühlte Stunden besang.
(Abmarsch von der Hermann-von-Barth-Hütte)
Sonntags morgens versammelten wir uns diesmal vollzählig zum Abstieg nach Elbigenalp auf dem bekannten Weg. Natürlich musste noch einmal im Kasermandl eingekehrt werden. Unten angekommen schlenkten wir auf dem Heimweg noch nach Pfronten zum Braugasthof Falkenstein zur Mittagsmahlzeit. Ab hier durften wir uns dann auch schon auf der Autobahn zur Heimreise mehr oder weniger hinten anstellen.
Den Teilnehmern Andreas, Dieter, Dietmar, Eberhard, Harald, Jochen, Markus, Martin, Martin, Peter, Peter, Ralf, Raphael, Thomas, Uwe und Wolfgang noch ein großes Kompliment, da dies von Höhenmetern, Wegstrecke und auch Schwierigkeit mit Abstand die bisher größte AH-Leistung war. Und natürlich noch einen speziellen Dank an Organisator Andi und Führer Özil, sorry Ebbe natürlich….
Bis zum nächsten Jahr. Es könnt schon losgehen. Wir müssen nur noch warten, bis Peters Blasen verheilt sind.
MM